Der Ursprung der Wikinger und was sie auszeichnet
Von Jan Oliver Zilker · zuletzt aktualisiert: 15.11.2022
10 Min. Lesedauer
Jeder kennt den Begriff Wikinger, aber wo liegt der Ursprung der sagenumwobenen Krieger und Seefahrer? Wie kleideten sie sich, wie und wann lebten sie und was bedeutete es ein Wikinger zu sein? Mit diesen spannenden Fragen wollen wir uns hier in unserem Blog beschäftigen. Du wirst also alles Wissenswerte über die Kultur der Wikinger, deren Geschichte, Kriege und Herkunft erfahren, was du für eine lebendige Darstellung dieser Epoche und Kultur benötigst. Von welchem Zeitabschnitt spricht man, wenn man von der Wikingerzeit spricht? Auch dieser Frage werden wir nachgehen.
Für jeden Reenactor ist natürlich vor allem auch die Sachkultur von großem Interesse. Wie gestaltete sich das Alltagsleben der Wikinger, wie sahen sie aus, wie schmückten sie sich, wie waren ihre Waffen beschaffen, wovon ernährten sie sich und wie sahen sie die Welt? Deswegen werden wir allen wichtigen Kategorien weitere Einträge in unserem Blog widmen.
Eins steht auf jeden Fall fest: Sie waren geschickte Handwerker, versierte Seeleute, tüchtige Händler und furchtlose Krieger und Entdecker. Die Reichtümer Europas lockten sie in die entlegensten Gebiete, da die karge Heimat nicht viel als Lebensgrundlage bot. Auch Sklaven erachteten die Wikinger als legitimes Handelsgut, was Ihnen viel Wohlstand brachte. So wissen wir heute anhand von dort verwendetem Holz, dass sie bereits im Jahr 1021 Nordamerika versuchten zu besiedeln..
Woher stammt der Name "Wikinger"
Den Namen Wikinger wurde den so bezeichneten von den Menschen gegeben, die sie überfielen und ausraubten. Die sogenannten Wikinger waren aber kein einheitliches Volk oder Ethnie. Vielmehr umfasst der Begriff viele aus dem Norden stammende seefahrende Völker. Sie stammten aus dem heutigen Dänemark, Norwegen und Schweden und fanden sich zu zweckgebundenen Gefolgschaften zusammen, um neue Siedlungsgebiete und Reichtümer zu finden. Dabei konnten die betroffenen nicht unter ihnen unterscheiden und der einheitliche Begriff der Wikinger war geboren.
Zur skandinavischen Bedeutung des Wortes Wikinger selbst, gibt es verschiedene Sichtweisen: Eine mögliche Ableitung des Begriffs könnte vom altnordischen Verb „víkingr“ stammen, was rauben, plündern bzw. auf Beutezug sein bedeutet. Das Wort könnte aber auch aus dem lateinischen Herrühren, da „vicus“ fahrende Männer zur See bezeichnet, die von Hafen zu Hafen reisen. Die heutige Normandie in Frankreich verdankt ihren Namen auch den Männern aus dem Norden, den sogenannten Nordmännern.
Finnen und Slawen nannten die schwedisch stämmigen Wikinger dagegen „Waräger“ oder „Rus“. Sie siedelten ab dem 8. Jahrhundert auf dem heutigen Gebiet von Weißrussland, der Ukraine und Russland. Auch zur Ableitung des Begriffes „Waräger“ gibt es verschiedene Auffassungen: Entweder stammt er vom altostslawischen varęgŭ, welches wiederum vom altnordischen væringi abgeleitet wurde, ursprünglich eine Zusammensetzung von vár „Gelöbnis“ und gengi „Weggefährte“, also „beeidigte Person“. Von Historikern wird die Theorie vertreten, dass der Name der Waräger mit dem Namen des westslawischen Stammes der Wagrier in Verbindung steht. Zusammenfassend bezeichnet also „Wikinger“ eher einen Zustand: Ein Skandinavier auf Beutefahrt.
Wissenswertes über die Herkunft und die Kultur der Wikinger
Die Wikingerzeit fällt in das Frühmittelalter. Es war die Blütezeit der skandinavischen seefahrenden Völker, und stellt auf jeden Fall ein herausragende Epoche des Mittelalters in Skandinavien dar. Wir möchten hier im Blog noch etwas genauer auf die Frage eingehen woher die Wikinger stammen. Sie sind ja nicht einfach als neue Volksgruppe entstanden. Bevor der Begriff Wikinger wirklich zu fassen ist, spricht man vor allem in Schweden von der Vendelzeit. Im Prinzip geht die skandinavische Bevölkerung auf germanisch stämmige Gruppen zurück. Deswegen auch die mythische Nähe zu den germanischen Göttern, wofür es dann jeweils eine Entsprechung im Glauben der Wikinger gab. So klären wir in diesem Abschnitt welche Menschen gemeint sind, wenn wir heute von „Wikingern“ sprechen, wo sie lebten, wie sie lebten, ob sich ihr Einflussgebiet bis nach Deutschland ausdehnte und in welchen Jahrhunderten sich das alles abspielte.
Die Herkunft der Wikinger
Mit Wikinger bezeichnen wir zum Einen zur See fahrende Gruppen, die sich auf Beutezug befanden, aber zum Anderen auch skandinavisch stämmige Menschen des 8.-11. Jahrhunderts. Es kommt aber auch heute noch vor, dass von Wikingern gesprochen wird, wenn man von Skandinaviern im Allgemeinen spricht. Heute gibt es natürlich keine Wikinger im wahren Sinn mehr, aber die Wikinger stammen eindeutig aus Skandinavien.
Die Dörfer der Wikinger waren einfache bäuerliche Siedlungen an der Küste und an den Fjorden um das Hauptverkehrsmittel die Wikingerschiffe bestmöglich nutzen zu können. Auch alle wichtigen Waren wurden per Schiff transportiert und günstig gelegene Siedlungen wurden zu regelrechten Handelszentren, wie z.B. Haithabu. Haithabu (Im Englischen/Dänischen/Schwedischen Hedeby) war eine frühe mittelalterliche Stadt im heutigen Schleswig-Holstein in Deutschland, und deswegen wohl eine der bedeutendsten Wikinger-Siedlungen überhaupt, die bis heute erforscht wird. Über sie wurde der gesamte Fernhandel zwischen Skandinavien, Westeuropa, dem Nordseeraum und dem Baltikum abgewickelt. Haithabu zählt gemeinsam mit dem Danewerk seit 2018 als „Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Danewerk“ zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Wann lebten die Wikinger?
Der Beginn der Wikingerzeit wird meist mit dem Überfall auf das nordenglische Kloster Lindisfarne im Jahre 793 in Verbindung gebracht, auch wenn schon 200 Jahre zuvor Dänische und Schwedische Krieger in Gallien eingefallen waren. Das Ende der Wikingerzeit fällt mit der Eroberung Englands durch die Normannen und die Zerstörung Haithabus im Jahre 1066 zusammen. Die Invasion Englands läutete also das Ende des Zeitalters der Wikinger und deren Lebensweise ein.
Heute gibt es Wikinger nur noch auf den zahlreichen Wikinger-Reenactment-Veranstaltungen vor allem in Skandinavien. Aber erstaunlicherweise ist da Wikinger-Reenactment weltweit sehr weit verbreitet und man kann sogar Veranstaltungen und Reenactment-Gruppen in Südamerika finden. In Bayern gibt es seit diesem Jahr die private Veranstaltung „BOB – Battle of Bavaria“. Die Wikinger lebten abseits ihrer skandinavischen Herkunft (Dänemark, Schweden und Norwegen) weit verbreitet, von Nordamerika, über Island, bis zum heutigen Russland. Sie zogen mit Ihrem Schiffen die Flüsse hinauf und drangen so weit in das Landesinnere der osteuropäischen Gebiet vor. Auf den Wikingerstamm der Kiever-Rus geht der Name des heutigen Rußland zurück.
Die bekanntesten Bräuche der Wikinger
Die Wikinger waren germanisch stämmige Skandinavier, die ihr Leben als ärmliche Bauern bestritten. Die meisten Bräuche der Wikinger standen deswegen im Zusammenhang mit dem Kreislauf der Jahreszeiten. Für alle germanischen Götter gab es also eine Entsprechung bei den Wikingern, genauso stammt das Wikingerbrauchtum von den Germanischen Stämmen des europäischen Festlandes ab. So zogen sie zu Frühlingsbeginn einen Wagen mit dem Abbild der Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus ihr zu Ehren durch die Straßen, um eine gute Ernte sicherzustellen. Nach dem Einholen der Ernte feierten die Wikinger das Erntedankfest. Eines der germanischen Feste, was wenig seiner Bedeutung bis in die heutige Zeit verloren hat.
Das Julfest war in der Wikingerzeit ein Kultfest mit derben Trinkgelagen, welches der Pflege der sozialen Bindungen sowie der Stärkung der Gemeinschaft diente. In heidnischer Zeit begann das 3 Nächte dauernde Fest zur Mittwinternacht am 22. Dezember. Später nach der Christianisierung der Herrscher wurde es dann von Ihnen auf den 25. Dezember verlegt. Die Zeitdauer des Jul dehnte sich dann von drei auf zehn Tage aus. Ein aus Stroh geflochtener Ziegenbock (Julbock) wird bei den Skandinaviern bis heute unter dem Weihnachtsbaum platziert.
Darüber hinaus waren die Wikinger, geschickte Handwerker, Bootsbauer, versierte Seeleute, weitgereiste Händler und unaufhaltsame Krieger, denen Walhalla lockte, sollten sie im Kampf fallen.
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