Burgen im Mittelalter
Von Jan Oliver Zilker · zuletzt aktualisiert: 22.07.2024
25 Min. Lesedauer
Die mittelalterliche Burg
Willkommen in der faszinierenden Welt der mittelalterlichen Burgen! In diesem Blogbeitrag nehmen wir Dich mit auf eine Reise durch die Zeit und zeigen Dir, wie das Leben auf einer Burg aussah. Du wirst erfahren, was eine Burg ausmacht, welche verschiedenen Burgentypen es gab und wie sich die Architektur und Funktion der Burgen im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben. Tauche ein in die Geschichte und entdecke die Bedeutung und den Alltag auf einer mittelalterlichen Burg.
Was ist eine Burg?
Eine Burg ist eine befestigte Anlage, die im Mittelalter als Wohn- und Wehrbau diente. Sie war ein Symbol der Macht und bot Schutz vor Feinden. Burgen wurden oft auf Anhöhen oder an strategisch wichtigen Punkten errichtet und waren von dicken Mauern, Gräben und Zugbrücken umgeben. Der Bergfried, ein hoher Turm, war das zentrale Verteidigungselement. Burgen dienten nicht nur militärischen Zwecken, sondern waren auch Zentren der Verwaltung und des gesellschaftlichen Lebens.
Verschiedene Burgentypen
Im Mittelalter gab es eine Vielzahl von Burgentypen, die sich in ihrer Bauweise und Funktion unterschieden. Höhenburgen wurden auf Bergen oder Hügeln errichtet und boten einen strategischen Vorteil durch ihre erhöhte Lage. Niederungsburgen hingegen befanden sich in flachen Gebieten und waren oft von Wassergräben umgeben. Weitere Burgentypen sind Gipfelburgen, Spornburgen, Hangburgen, Höhlenburgen, Wasserburgen und Inselburgen. Jede Burg hatte ihre eigene spezifische Funktion und diente unterschiedlichen Zwecken, sei es als Wohnsitz, Verteidigungsanlage oder Verwaltungssitz.
Geschichtliche Entwicklung der Burg
Die Entwicklung der Burgen begann im Frühmittelalter und setzte sich bis ins Spätmittelalter fort. Im Frühmittelalter entstanden die ersten Burgen als einfache Holz- und Erdbauten. Diese frühen Burgen, auch Motten genannt, bestanden aus einem künstlich aufgeschütteten Hügel mit einem hölzernen Turm darauf. Diese Konstruktionen boten einen gewissen Schutz vor Angreifern, waren jedoch anfällig für Feuer und andere Zerstörungen. Die Motten waren oft von einem Graben und einer Palisade umgeben, um zusätzliche Verteidigung zu bieten.
Im Hochmittelalter wurden die Burgen zunehmend aus Stein gebaut, was ihre Verteidigungsfähigkeit erheblich verbesserte. Diese Steinburgen hatten oft massive Mauern, Türme und komplexe Verteidigungssysteme. Der Bergfried, ein hoher Turm, war das zentrale Verteidigungselement und diente als letzter Rückzugsort im Falle eines Angriffs. Die Steinburgen waren oft in strategisch wichtigen Gebieten errichtet, um Handelswege zu kontrollieren und das umliegende Land zu überwachen. Die Einführung von Schießscharten und Pechnasen verbesserte die Verteidigungsfähigkeit der Burgen weiter.
Im Spätmittelalter erreichte der Burgenbau seinen Höhepunkt. Burgen wurden größer und komplexer, mit mehreren Verteidigungsringen und spezialisierten Gebäuden wie dem Donjon, dem Palas und der Kemenate. Der Donjon war ein massiver Wohnturm, der sowohl als Wohnraum als auch als Verteidigungsanlage diente. Der Palas war das Hauptwohngebäude der Burg und beherbergte die repräsentativen Räume wie die Große Halle. Die Kemenate war ein beheizbarer Wohnraum, der vor allem im Winter genutzt wurde. Die Einführung von Feuerwaffen führte schließlich zum Niedergang des traditionellen Burgenbaus, da die dicken Mauern der Burgen den Kanonenkugeln nicht standhalten konnten.
Die Entwicklung der Burgen war eng mit den politischen und sozialen Veränderungen des Mittelalters verbunden. Im Frühmittelalter waren die Burgen vor allem militärische Anlagen, die den Schutz der Bevölkerung und die Kontrolle über das umliegende Land gewährleisteten. Mit der zunehmenden Stabilisierung der politischen Verhältnisse und der Entwicklung des Feudalismus wurden die Burgen zu Zentren der Verwaltung und des gesellschaftlichen Lebens. Die Burgherren, oft Adlige oder Ritter, nutzten die Burgen als Wohnsitz und Verwaltungssitz für ihre Ländereien.
Die Architektur der Burgen entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte weiter. Im Hochmittelalter wurden die Burgen zunehmend komplexer und besser befestigt. Die Einführung von Zwingern, Vorburgen und mehreren Verteidigungsringen verbesserte die Verteidigungsfähigkeit der Burgen erheblich. Die Burgen wurden auch zunehmend komfortabler, mit besseren Wohnräumen, Küchen und sanitären Einrichtungen. Die Einführung von Glasfenstern und Kaminen verbesserte den Wohnkomfort weiter.
Im Spätmittelalter wurden die Burgen zu repräsentativen Wohnsitzen der Adligen. Die Burgen wurden oft mit kunstvollen Verzierungen und luxuriösen Einrichtungen ausgestattet, um den Reichtum und die Macht ihrer Besitzer zu demonstrieren. Die Einführung von Feuerwaffen und Kanonen veränderte jedoch die Kriegsführung und machte die traditionellen Burgen zunehmend obsolet. Viele Burgen wurden aufgegeben oder in Schlösser umgewandelt, die mehr auf Wohnkomfort als auf Verteidigung ausgelegt waren.
Die Burgen des Mittelalters waren nicht nur militärische Anlagen, sondern auch Zentren der Kultur und des gesellschaftlichen Lebens. Auf den Burgen fanden Feste, Turniere und andere gesellschaftliche Ereignisse statt. Die Burgherren förderten oft die Künste und die Wissenschaften und luden Künstler, Musiker und Gelehrte an ihre Höfe ein. Die Burgen waren auch wichtige Zentren der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit. Die Burgherren hatten oft das Recht, über ihre Untertanen zu richten und Steuern zu erheben.
Die Burgen des Mittelalters haben bis heute eine große Faszination. Viele Burgen sind gut erhalten und können besichtigt werden. Sie bieten einen faszinierenden Einblick in die Geschichte und Kultur des Mittelalters. Die Burgenforschung ist ein wichtiges wissenschaftliches Fachgebiet, das sich mit der Erforschung und Erhaltung der Burgen beschäftigt. Moderne Technologien wie die Archäologie und die Bauforschung ermöglichen es, neue Erkenntnisse über die Bauweise und die Nutzung der Burgen zu gewinnen.
Lage einer Burg
Die Lage einer Burg war von entscheidender Bedeutung für ihre Verteidigungsfähigkeit und strategische Bedeutung. Burgen wurden oft auf Anhöhen, Bergsporn oder in unzugänglichen Gebieten errichtet, um einen strategischen Vorteil zu bieten. Höhenburgen boten einen weiten Blick über das umliegende Land und erschwerten den Angreifern den Zugang. Diese Burgen waren oft auf natürlichen Erhebungen wie Hügeln oder Bergen gebaut, was es den Verteidigern ermöglichte, Angriffe frühzeitig zu erkennen und sich darauf vorzubereiten.
Niederungsburgen hingegen nutzten natürliche Wassergräben und umlaufende Mauern zur Verteidigung. Diese Burgen wurden in flachen Gebieten errichtet und waren oft von Flüssen, Seen oder künstlichen Wassergräben umgeben. Der Wassergraben diente als zusätzliches Hindernis für Angreifer und erschwerte den Zugang zur Burg. Niederungsburgen waren besonders in Regionen mit vielen Wasserläufen verbreitet und boten einen guten Schutz vor feindlichen Angriffen.
Die Wahl des Standorts war auch von der Nähe zu wichtigen Handelswegen und Ressourcen abhängig. Burgen wurden oft an strategisch wichtigen Punkten errichtet, um Handelsrouten zu kontrollieren und Zölle zu erheben. Diese Burgen, auch Zollburgen genannt, spielten eine wichtige Rolle im mittelalterlichen Handelssystem. Sie sicherten den Zugang zu wichtigen Handelswegen und schützten die Händler vor Überfällen. Die Nähe zu Ressourcen wie Wasser, Holz und Stein war ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der Standortwahl.
Burgen in Gebirgsregionen nutzten die natürliche Topographie zu ihrem Vorteil. Steilhänge und Felsbarrieren boten zusätzlichen Schutz und erschwerten den Angreifern den Zugang. Diese Burgen waren oft schwer zugänglich und konnten nur über schmale Pfade oder steile Anstiege erreicht werden. Die natürliche Umgebung bot den Verteidigern einen erheblichen Vorteil und machte es den Angreifern schwer, die Burg zu erobern.
Burgen auf Bergsporn nutzten die natürliche Erhebung und die steilen Abhänge zu ihrem Vorteil. Diese Burgen waren oft auf schmalen Felsvorsprüngen errichtet, die nur von einer Seite zugänglich waren. Der Zugang zur Burg war oft durch eine einzige schmale Brücke oder einen steilen Pfad gesichert, was es den Verteidigern ermöglichte, den Zugang leicht zu kontrollieren und zu verteidigen. Diese Burgen boten einen hervorragenden Schutz vor Angriffen und waren schwer zu erobern.
Die Lage einer Burg war auch von der politischen und sozialen Situation abhängig. Burgen in Grenzregionen dienten oft als Verteidigungsanlagen gegen feindliche Angriffe und sicherten die Grenzen eines Reiches oder eines Fürstentums. Diese Burgen, auch Grenzburgen genannt, spielten eine wichtige Rolle in der Verteidigung und Kontrolle der Grenzgebiete. Sie waren oft stark befestigt und mit einer großen Besatzung ausgestattet, um Angriffe abwehren zu können.
Burgen in ländlichen Gebieten dienten oft als Verwaltungszentren und Wohnsitze für Adlige. Diese Burgen waren weniger stark befestigt als die Grenzburgen und dienten hauptsächlich der Verwaltung und Kontrolle der umliegenden Ländereien. Sie waren oft von landwirtschaftlichen Flächen umgeben und boten den Bewohnern Schutz und Sicherheit. Die Nähe zu Dörfern und Städten ermöglichte es den Burgherren, ihre Ländereien effektiv zu verwalten und Steuern zu erheben.
Die Lage einer Burg war auch von der Verfügbarkeit von Baumaterialien abhängig. Burgen in Regionen mit reichlich vorhandenem Holz wurden oft als Holzburgen errichtet, während Burgen in Regionen mit reichlich vorhandenem Stein als Steinburgen gebaut wurden. Die Wahl des Baumaterials hatte einen erheblichen Einfluss auf die Bauweise und die Verteidigungsfähigkeit der Burg. Holzburgen waren schneller und kostengünstiger zu errichten, boten jedoch weniger Schutz als Steinburgen. Steinburgen waren teurer und aufwendiger zu bauen, boten jedoch einen besseren Schutz vor Angriffen.
Wichtige bauliche Elemente
Eine mittelalterliche Burg bestand aus mehreren wichtigen baulichen Elementen, die ihre Verteidigungsfähigkeit und Funktionalität bestimmten. Zu den wichtigsten Elementen gehörten:
- Mauer: Dicke Steinmauern umgaben die Burg und boten Schutz vor Angreifern.
- Graben: Ein tiefer Graben um die Burg erschwerte den Zugang und bot zusätzlichen Schutz.
- Türme: Türme dienten als Wachtürme und Verteidigungspositionen.
- Keep/Donjon: Der zentrale Turm der Burg, der als letzte Verteidigungslinie diente.
- Bergfried: Ein hoher Turm, der als Rückzugsort und Symbol der Macht diente.
- Zwinger: Ein Bereich zwischen den Mauern, der als zusätzlicher Verteidigungsring diente.
- Wohngebäude: Gebäude, in denen die Bewohner der Burg lebten.
- Wirtschaftsgebäude: Gebäude für die Lagerung von Vorräten und die Ausübung von Handwerken.
- Palas: Das Hauptwohngebäude der Burg, oft mit repräsentativen Räumen.
- Kemenate: Ein beheizbarer Wohnraum für die Burgbewohner.
- Wasserversorgung: Brunnen und Zisternen zur Versorgung der Burg mit Wasser.
- Wirtschaftshof: Ein Bereich für landwirtschaftliche Tätigkeiten und Tierhaltung.
- Vorburg: Ein vorgelagerter Bereich, der als zusätzlicher Verteidigungsring und Wirtschaftsbereich diente.
Burgenbau
Der Bau einer Burg war ein aufwendiges und kostspieliges Unterfangen, das oft mehrere Jahre in Anspruch nahm. Die Bauweise und das verwendete Material variierten je nach Region und Verfügbarkeit. Während Holzburgen in wenigen Wochen errichtet werden konnten, dauerte der Bau einer Steinburg oft mehrere Jahre. Der Bauprozess umfasste das Ausheben von Gräben, das Errichten von Mauern und Türmen sowie die Gestaltung der Innenräume. Arbeitskräfte wie Steinmetze, Zimmerleute und Handwerker waren unerlässlich für den Bau einer Burg. Beispiele für den mittelalterlichen Burgenbau sind die Projekte Guédelon in Frankreich und die Turmhügelburg Lütjenburg in Deutschland, bei denen historische Bautechniken rekonstruiert werden.
Der erste Schritt beim Bau einer Burg war die Auswahl des Standorts. Dieser musste strategisch günstig gelegen sein, um sowohl Verteidigungsvorteile als auch Zugang zu wichtigen Ressourcen zu bieten. Nachdem der Standort festgelegt war, begann die Planung der Burg. Ein Architekt oder Baumeister entwarf die Pläne, die die Anordnung der Mauern, Türme, Gebäude und Verteidigungsanlagen festlegten. Diese Pläne wurden oft durch Modelle und Zeichnungen ergänzt, um den Bauherren eine Vorstellung von der fertigen Burg zu geben.
Der Bauprozess begann mit dem Ausheben der Gräben und dem Errichten der Fundamente. Dies war eine arbeitsintensive Phase, die viele Arbeitskräfte erforderte. Die Gräben dienten als zusätzliche Verteidigungslinie und erschwerten den Angreifern den Zugang zur Burg. Die Fundamente mussten stabil und gut verankert sein, um das Gewicht der Mauern und Türme zu tragen. In Regionen mit felsigem Untergrund wurden die Fundamente oft direkt in den Fels gehauen, um zusätzliche Stabilität zu gewährleisten.
Nachdem die Fundamente gelegt waren, begann der Bau der Mauern und Türme. Die Mauern wurden aus großen Steinblöcken errichtet, die sorgfältig behauen und aufeinander geschichtet wurden. Der Mörtel, der die Steine zusammenhielt, bestand aus einer Mischung aus Kalk, Sand und Wasser. Die Mauern waren oft mehrere Meter dick und boten einen hervorragenden Schutz vor Angriffen. Die Türme wurden in regelmäßigen Abständen entlang der Mauern errichtet und dienten als Wachtürme und Verteidigungspositionen.
Der Bau der Innenräume und Gebäude war der nächste Schritt. Dies umfasste den Bau von Wohngebäuden, Wirtschaftsgebäuden, Küchen, Lagerräumen und anderen wichtigen Einrichtungen. Der Palas, das Hauptwohngebäude der Burg, war oft das größte und prächtigste Gebäude. Er beherbergte die repräsentativen Räume wie die Große Halle, in der Feste und Versammlungen stattfanden. Die Kemenate war ein beheizbarer Wohnraum, der vor allem im Winter genutzt wurde. Die Küchen und Lagerräume waren oft in der Nähe des Palas angeordnet, um die Versorgung der Bewohner zu gewährleisten.
Die Wasserversorgung war ein weiterer wichtiger Aspekt des Burgenbaus. Brunnen und Zisternen wurden angelegt, um die Burg mit frischem Wasser zu versorgen. In einigen Burgen wurden auch unterirdische Wasserleitungen und Aquädukte gebaut, um Wasser aus entfernten Quellen zur Burg zu leiten. Die Wasserversorgung war entscheidend für das Überleben der Bewohner, insbesondere während Belagerungen, wenn der Zugang zu externen Wasserquellen abgeschnitten war.
Der Bau einer Burg erforderte eine Vielzahl von spezialisierten Arbeitskräften. Steinmetze bearbeiteten die Steine für die Mauern und Türme, Zimmerleute bauten die hölzernen Strukturen und Dächer, und Schmiede stellten die Metallteile wie Nägel, Beschläge und Waffen her. Diese Handwerker arbeiteten oft in Teams und mussten eng zusammenarbeiten, um den Bauprozess effizient zu gestalten. Wanderarbeiter und Tagelöhner wurden oft für die schweren Arbeiten wie das Ausheben der Gräben und das Transportieren der Baumaterialien eingesetzt.
Die Bauzeit einer Burg variierte je nach Größe und Komplexität des Projekts. Kleinere Holzburgen konnten in wenigen Wochen oder Monaten errichtet werden, während große Steinburgen mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte in Anspruch nehmen konnten. Der Bauprozess wurde oft durch Wetterbedingungen, Materialknappheit und politische Unruhen verzögert. Trotz dieser Herausforderungen wurden viele Burgen erfolgreich fertiggestellt und boten ihren Bewohnern Schutz und Sicherheit.
Moderne Rekonstruktionsprojekte wie Guédelon in Frankreich und die Turmhügelburg Lütjenburg in Deutschland bieten wertvolle Einblicke in die mittelalterlichen Bautechniken und den Bauprozess von Burgen. Diese Projekte nutzen historische Methoden und Werkzeuge, um Burgen nachzubauen und das Wissen über den mittelalterlichen Burgenbau zu bewahren. Sie bieten auch Bildungsprogramme und Führungen an, um Besuchern die Geschichte und Architektur der Burgen näherzubringen.
Der Burgenbau war nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch ein Ausdruck von Macht und Prestige. Die Burgherren investierten erhebliche Ressourcen in den Bau ihrer Burgen, um ihren Reichtum und ihre Macht zu demonstrieren. Die Burgen waren oft mit kunstvollen Verzierungen und luxuriösen Einrichtungen ausgestattet, die den sozialen Status ihrer Besitzer widerspiegelten. Die Architektur und das Design der Burgen waren Ausdruck der kulturellen und ästhetischen Werte des Mittelalters.
Funktion und Alltag
Die Funktion einer Burg war vielfältig und reichte von militärischen Zwecken über Verwaltung bis hin zu gesellschaftlichen Aufgaben. Burgen dienten als Wohnsitz für Adlige, als Verteidigungsanlagen gegen Feinde und als Zentren der Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Der Alltag auf einer Burg war geprägt von den Aufgaben und Pflichten der Bewohner. Während die Männer oft mit der Verteidigung und Verwaltung beschäftigt waren, kümmerten sich die Frauen um den Haushalt und die Versorgung der Familie. Das Leben auf einer Burg war hart und entbehrungsreich, aber auch von gesellschaftlichen Ereignissen wie Festen und Turnieren geprägt. Die Burgkapelle spielte eine wichtige Rolle im religiösen Leben der Bewohner.
Die militärische Funktion der Burg stand im Mittelpunkt ihrer Existenz. Burgen wurden als Verteidigungsanlagen gegen feindliche Angriffe errichtet und boten Schutz für die Bewohner und die umliegende Bevölkerung. Die dicken Mauern, Türme und Gräben der Burg waren darauf ausgelegt, Angreifer abzuwehren und Belagerungen standzuhalten. Der Bergfried, ein hoher Turm in der Mitte der Burg, diente als letzter Rückzugsort im Falle eines Angriffs. Von hier aus konnten die Verteidiger die Burg verteidigen und Angriffe abwehren.
Neben ihrer militärischen Funktion dienten Burgen auch als Verwaltungszentren. Die Burgherren, oft Adlige oder Ritter, nutzten die Burgen als Verwaltungssitz für ihre Ländereien. Von der Burg aus wurden Steuern erhoben, Gerichtsverfahren durchgeführt und die Verwaltung der Ländereien organisiert. Die Burgherren hatten oft das Recht, über ihre Untertanen zu richten und Strafen zu verhängen. Die Burg war somit ein Zentrum der Macht und Autorität in der Region.
Der Alltag auf einer Burg war geprägt von den Aufgaben und Pflichten der Bewohner. Die Männer waren oft mit der Verteidigung und Verwaltung der Burg beschäftigt. Sie trainierten für den Kampf, patrouillierten die Mauern und bereiteten sich auf mögliche Angriffe vor. Die Frauen kümmerten sich um den Haushalt und die Versorgung der Familie. Sie bereiteten Mahlzeiten zu, pflegten die Kleidung und kümmerten sich um die Kinder. Die Frauen beaufsichtigten auch die Dienstboten und sorgten dafür, dass die täglichen Aufgaben erledigt wurden.
Das Leben auf einer Burg war hart und entbehrungsreich. Die Wohnräume waren oft kalt und zugig, und die sanitären Einrichtungen waren rudimentär. Die Bewohner mussten sich mit einfachen Mitteln behelfen und waren auf die Ressourcen angewiesen, die die Burg und die umliegenden Ländereien boten. Die Ernährung bestand hauptsächlich aus Brot, Gemüse und Fleisch, das in den Küchen der Burg zubereitet wurde. Wasser wurde aus Brunnen oder Zisternen gewonnen, und die Bewohner mussten oft weite Strecken zurücklegen, um Wasser zu holen.
Trotz der harten Lebensbedingungen gab es auch gesellschaftliche Ereignisse und Feste, die das Leben auf der Burg bereicherten. Feste und Turniere waren wichtige gesellschaftliche Ereignisse, bei denen die Bewohner der Burg und die umliegende Bevölkerung zusammenkamen, um zu feiern und sich zu amüsieren. Diese Ereignisse boten eine willkommene Abwechslung vom harten Alltag und stärkten den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Die Burgkapelle spielte eine wichtige Rolle im religiösen Leben der Bewohner. Hier fanden Gottesdienste, Hochzeiten und Taufen statt, und die Bewohner konnten ihre religiösen Pflichten erfüllen.
Die Burg war auch ein Zentrum der Kultur und Bildung. Die Burgherren förderten oft die Künste und die Wissenschaften und luden Künstler, Musiker und Gelehrte an ihre Höfe ein. Die Burgbibliothek war ein wichtiger Ort der Bildung, und die Bewohner hatten Zugang zu Büchern und Manuskripten. Die Kinder der Adligen wurden oft auf der Burg unterrichtet und erhielten eine umfassende Ausbildung in den Künsten, den Wissenschaften und den militärischen Fähigkeiten.
Die wirtschaftliche Funktion der Burg war ebenfalls von großer Bedeutung. Die Burg war oft das Zentrum eines landwirtschaftlichen Betriebs, der die Bewohner mit Nahrung und anderen Ressourcen versorgte. Die umliegenden Felder und Wälder wurden bewirtschaftet, und die Erträge wurden in den Lagerräumen der Burg gelagert. Die Burg war auch ein Handelszentrum, in dem Waren gehandelt und Märkte abgehalten wurden. Die Burgherren erhoben Zölle auf die gehandelten Waren und profitierten von den wirtschaftlichen Aktivitäten in der Region.
Die soziale Struktur auf einer Burg war hierarchisch organisiert. An der Spitze standen die Burgherren und ihre Familien, gefolgt von den Rittern und den Dienstboten. Die Dienstboten waren für die täglichen Aufgaben auf der Burg verantwortlich und kümmerten sich um die Bedürfnisse der Burgherren und ihrer Familien. Die Bauern und Handwerker, die in den umliegenden Dörfern lebten, waren ebenfalls Teil der sozialen Struktur und leisteten ihren Beitrag zur Versorgung der Burg.
Die Burg war auch ein Ort der Sicherheit und des Schutzes. In Zeiten von Krieg und Unruhen bot die Burg den Bewohnern und der umliegenden Bevölkerung Schutz vor feindlichen Angriffen. Die Bewohner konnten sich in die Burg zurückziehen und sich hinter den dicken Mauern und Gräben in Sicherheit bringen. Die Burg war somit ein Symbol der Sicherheit und des Schutzes in einer unsicheren Zeit.
Der Alltag auf einer Burg war geprägt von harter Arbeit, aber auch von Gemeinschaft und Zusammenhalt. Die Bewohner mussten zusammenarbeiten, um die täglichen Aufgaben zu bewältigen und die Burg zu verteidigen. Trotz der harten Lebensbedingungen gab es auch Momente der Freude und des Feierns, die das Leben auf der Burg bereicherten. Die Burg war ein Ort der Geschichte, der Kultur und des Lebens, der bis heute eine große Faszination ausübt.
Typologie von Burgen
Im Mittelalter gab es eine Vielzahl von Burgentypen, die sich in ihrer Bauweise und Funktion unterschieden. Hier sind einige der wichtigsten Burgentypen:
- Höhenburgen: Burgen, die auf Bergen oder Hügeln errichtet wurden.
- Niederungsburgen: Burgen, die in flachen Gebieten errichtet wurden.
- Gipfelburgen: Burgen, die auf Berggipfeln errichtet wurden.
- Spornburgen: Burgen, die auf Bergsporn errichtet wurden.
- Hangburgen: Burgen, die an Berghängen errichtet wurden.
- Höhlenburgen: Burgen, die in Höhlen errichtet wurden.
- Wasserburgen: Burgen, die von Wasser umgeben waren.
- Inselburgen: Burgen, die auf Inseln errichtet wurden.
- Turmburgen: Burgen, die hauptsächlich aus einem Turm bestanden.
- Kastellburgen: Burgen, die aus einem Mauergeviert mit Türmen an den Ecken bestanden.
- Schildmauerburgen: Burgen, die durch eine besonders stark befestigte Mauer geschützt waren.
- Stadtburgen: Burgen, die in oder nahe bei Städten errichtet wurden.
- Reichsburgen: Burgen, die dem deutschen König oder Kaiser gehörten.
- Landesburgen: Burgen, die einem Landesfürsten gehörten.
- Ordensburgen: Burgen, die von Ritterorden errichtet wurden.
- Amtsburgen: Burgen, die als Verwaltungssitze dienten.
- Ganerbenburgen: Burgen, die von mehreren Familien gemeinsam genutzt wurden.
- Klosterburgen: Burgen, die von Klöstern errichtet wurden.
- Wehrkirchen: Kirchen, die auch als Verteidigungsanlagen dienten.
- Fliehburgen: Burgen, die als Zufluchtsorte dienten.
Heutige Burgenforschung
Zentrum der deutschen Burgenforschung ist das Europäische Burgeninstitut, eine wissenschaftliche Einrichtung der Deutschen Burgenvereinigung e. V. mit Sitz auf Schloss Philippsburg in Braubach am Rhein. Aufgabe ist die „Erforschung der historischen Wehr- und Wohnbauten und die Verbreitung der Forschungsergebnisse“. Das Institut arbeitet eng mit anderen Instituten und Institutionen gleicher Zielsetzung in Europa zusammen. In den letzten Jahren wurde der Aufbau der internationalen Burgen-Datenbank „EBIDAT“ zu einer wichtigen Aufgabe. Forschungen anhand von Dokumenten aus verschiedenen Archiven werden inzwischen erheblich erleichtert durch die Recherchemöglichkeiten in Online-Datenbanken wie dem Archivinformationssystem Arcinsys, das mit Hilfe der Landesarchive Hessens, Niedersachsens und Schleswig-Holsteins entwickelt wird. Das Europäische Burgeninstitut veröffentlicht die zweimonatliche Zeitschrift „Burgen und Schlösser“, Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege. Wissenschaftlich fundierte Dauerausstellungen wurden auf der Marksburg am Rhein, dem Sitz der 1899 von Bodo Ebhardt gegründeten Deutschen Burgenvereinigung, sowie auf der Veste Heldburg in Thüringen (Deutsches Burgenmuseum) eingerichtet. Das Südtiroler Burgeninstitut unterhält das Südtiroler Burgenmuseum auf der Trostburg sowie zwei weitere Museen. Für die Burgenforschung sind gerade auch Ruinen interessante Quellen, denn sie zeigen bestimmte Zeitstadien unverändert und ermöglichen archäologische Untersuchungen.
Das Interesse an wissenschaftlichen Untersuchungen zum Burgenbau erwachte nicht erst im 19. Jahrhundert. Bereits in der Schwäbischen Chronik von 1595 erschien der erste schematische Grundriss einer Burg in gedruckter Form. Eine Publikation des Juristen Werner Kyllinger lieferte 1620 erstmals umfangreiche Definitionen des Begriffs „Burg“. Der Pfarrer Johann Gottfried Gregorii stellte 1713/1715 unter dem Pseudonym Melissantes geschichtliche Daten zu Dutzenden mitteleuropäischer Burgen in zwei auflagenstarken Büchern zusammen. Im 19. Jahrhundert erschienen dann zahlreiche Buchreihen mit historischen Texten und Lithographien, Kupferstichen und Stahlstichen, darunter ab 1832 Georg Landau, Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer (4 Bände, 1832–1839). Es folgten erste baugeschichtliche Abhandlungen von Johann Nepomuk Cori (Bau und Einrichtung der Deutschen Burgen im Mittelalter), Georg Heinrich Krieg von Hochfelden (Geschichte der Militär-Architektur in Deutschland mit Berücksichtigung der Nachbarländer von der Römerherrschaft bis zu den Kreuzzügen, 1859) und zahlreiche Schriften von August Essenwein. Ein erstes Standardwerk veröffentlichte Otto Piper (Burgenkunde – Bauwesen und Geschichte der Burgen) in vielen Auflagen seit 1895. Bodo Ebhardt gab 1899–1910 die großformatige Serie zu „Deutschen Burgen“ in Einzelmonographien heraus.
Neben der deutschsprachigen Fachzeitschrift „Burgen und Schlösser“ gibt es weitere meist national ausgerichtete Fachperiodika, so die Zeitschrift des schweizerischen Burgenvereins „Mittelalter – Moyen Age – Medioevo – Temp Medieval“, die Zeitschrift „ARX. Burgen und Schlösser in Bayern, Österreich und Südtirol“ des Südtiroler Burgeninstituts, die französischsprachige und seit 1964 mit Unterbrechungen erscheinende „Château Gaillard. Etudes de castellologie medievale“ oder die spanische „Castillos de España“.
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