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Festmahle

h1>Festmahle: Opulente Genüsse in der Geschichte

Festmahle, luxuriöse Schmausereien, die sich nur geistliche oder weltliche Potentaten sowie wohlhabende Großkaufleute leisten konnten, erstreckten sich über mehrere Tage und dauerten jeweils mehrere Stunden. Sie bestanden aus einer Vielzahl von Gängen und waren von unterhaltsamen Darbietungen begleitet. Die penible Vorbereitung und Inszenierung bezüglich Sitzordnung und Speisenzumessung war entscheidend, um dem politischen und gesellschaftlichen Gewicht der Gäste gerecht zu werden. Zudem dienten sie als propagandistische Veranstaltungen, um den Reichtum und die Großzügigkeit des Gastgebers zu präsentieren.

Hauptbestandteile dieser opulenten Mahlzeiten waren Fleisch (vor allem von Wild, Lamm, Zicklein und Geflügel), Fisch und Krebse, kunstvoll arrangiert mit teuren Gewürzen, Zucker und exotischen Beilagen in phantasievollen Formen (siehe Pastete, Schaugerichte). Dazu wurden erlesene Weine, Feingebäck, Obst, Eier und Käse serviert.

Die Tafel war mit weißem Leinen bedeckt, und das Essen wurde von Tellern und Platten aus Silber, Messing oder Zinn genommen, während Getränke aus Bechern und Pokalen aus Glas oder Edelmetall genossen wurden. Essbesteck bestand in der Regel aus Löffeln und Messern; Gabeln wurden nur zum Tranchieren und Vorlegen verwendet. In einigen Fällen bediente man sich der Finger oder ließ sich von Tischnachbarn sogar einen Bissen in den Mund stecken. Wassergefäße und Mundtücher wurden zur Reinigung zwischen den Gängen gereicht.

Außergewöhnliche Bankette wurden zu verschiedenen Anlässen wie Hochzeiten, Beerdigungen, Schwertleiten oder Vertragsabschlüssen veranstaltet. Diätetische Regeln in mittelalterlichen Gesundheits- und Kochbüchern wandten sich gegen maßlose Fressorgien und ihre gesundheitlichen Auswirkungen. Kirchliche Fastengebote könnten auch als Mittel gegen die Nachwehen üppiger Gelage verstanden werden.

Verordnungen richteten sich gegen übertriebenen, ruinösen Aufwand, insbesondere bei festlichen Tafeleien, betrafen jedoch hauptsächlich nichtadlige Kreise (siehe Luxusordnungen). Häufigkeit, Reichhaltigkeit und Qualität der Festmahle nahmen entsprechend der sozialen Schichtung ab. Selbst beim niederen Adel und im Stadtbürgertum waren solche kulinarischen Extravaganzen seltene Ausnahmen. Die Mehrheit der Bauern und städtischen Unterschichten lebte hingegen in Mangel, chronischer Unterernährung oder Hungersnot.

Obwohl klösterliche Tafeln ursprünglich karg bestellt sein sollten, entwickelten sich viele wohlhabende Klöster im Laufe der Zeit zu "Inseln der Völlerei" (Georges Duby), besonders wenn hochrangige Gäste bewirtet wurden. Vertreter christlich-asketischer Gemeinschaften verachteten kulinarische Freuden zumindest in ihrem programmatischen Ansatz.