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Zinngießer

Zinngießer

Die Kunst der Zinngießer (auch kandler, kandelgiezer, kannemaker, tingheter) breitete sich im Hochmittelalter aus Klosterwerkstätten aus. Anfangs im 12./13. Jh. zünftisch mit verwandten Handwerken wie Glockengießern, Schmieden, Gürtlern, Rotgießern, Gelbgießern (siehe auch: Messing), waren sie später in eigenständigen Zünften organisiert. Die erste Zunft wurde 1285 in Nürnberg gegründet, gefolgt von Bremen (1301), Frankfurt/M. (1320), Augsburg (1324) und Lübeck (1345).

Das Handwerk blühte rasch auf, und bis zum Ende des gleichen Jahrhunderts wurden allein in Nürnberg 14 angesehene Meister gezählt. Die Lehrzeit betrug am Ende des Mittelalters 6 1/2 Jahre, gefolgt von einer etwa 6-jährigen Wanderzeit für Gesellen. Nach Mutjahren (Wartezeit) konnte der Geselle die Meisterprüfung ablegen.

In Zunft- und Ratsverordnungen war der Zusatz anderer Metalle (Blei, Kupfer) zum Rohzinn reglementiert. Schaumeister kontrollierten und zeichneten werkgerechte Stücke durch eingeschlagene Marken aus. Eine Nürnberger Ratsverordnung vor 1300 besagte: "Es ist auch gesetzet, daz kain kanlgiesser kain kanlen noch flaschen noch schüzzeln nicht giessen schol und swaz er geusset von cine und von pley denne daz er allezeit nicht mer giessen sol denne ein pfund pleys under cehen pfunt zins ....".

Ergrabene Gussformen bestehen aus feinkörnigem Kalkstein, ein- oder zweiteilig. Zweiteilige Formen enthalten Entlüftungskanäle ("Windpfeifen") und Löcher für Passstifte, um eine einwandfreie Gussplastik zu gewährleisten. Die Schutzheilige war die hl. Barbara, da das Handwerk der Zinngießer dem der Glocken- und Geschützgießer verwandt war.