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Speichel

Speichel - Zur äußerlichen Behandlung von Wunden und bei verschiedenen Erkrankungen im Mittelalter

Der Begriff "Speichel" (mhd. speiche, speich, speichel, speicholter, geifer; lat. saliva, sputum) bezieht sich auf das Sekret, das von verschiedenen Drüsen in der Mundhöhlengegend produziert wird. Dieses Sekret erfüllt verschiedene Funktionen wie die Befeuchtung der Mundschleimhaut, das Benetzen und Schlüpfrigmachen der Speise, die Freisetzung von Geschmacksstoffen, die enzymatische Verdauung und die Keimtötung (Bakterizidie).

Möglicherweise hat der Mensch durch die Beobachtung von Hunden, die Wunden lecken, auf die heilende Kraft des Speichels geschlossen und ihn zur äußerlichen Behandlung von Wunden und bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt. Hildegard von Bingen beschreibt den Speichel als etwas, das das Sehen, Hören, Riechen, Sprechen und alles Gesundheitsförderliche im Menschen unterhält.

Laut Hildegard von Bingen sammelt der Speichel auch "kalten und feuchten Unrat" aus den Säften und wirft ihn zur Reinigung des Menschen aus, um das Verfaulen des Gehirns zu verhindern. Sie nennt verschiedene pflanzliche Mittel zur Anregung der Speichelproduktion.

Eine Legende erzählt von St. Severinus, der Lepröse durch Spucken in deren Hände geheilt haben soll. Christa Habiger-Tuczay zitiert, dass Speichel Kopfschmerzen, Schlangenbisse, Blindheit, Lähmungen, Taubheit und mehr heilen konnte.

In Aberglauben wurden dem Speichel unheilabwehrende und heilende Kräfte zugeschrieben. Man schützte sich vor dem "Bösen Blick" und Hexen, indem man gegen sie ausspuckte. Gleichzeitig galt das Ausspucken als Zeichen der Verachtung.

(Siehe auch: Abwehrzauber, Physiologie, Res naturales; Zur verächtlichen oder apotropäischen Geste des Aus- bzw. Anspuckens, siehe: Angang, Berufen, Dämonenabwehr)