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Ebstorfer Weltkarte

Ebstorfer Weltkarte: Eine einzigartige Enzyklopädie des Mittelalters

Die Ebstorfer Weltkarte, zwischen 1210 und 1230 für das Benediktinerkloster Ebstorf geschaffen, ist eine bemerkenswerte "Radkarte" auf 30 Pergamentblättern mit einem Randmaß von 3,60 x 3,60. Der anglonormannische Schriftsteller, Diplomat und Kleriker Gervasius von Tilbury, Urheber des "Liber de mirabilibus mundi," wird als möglicher Schöpfer angenommen. Diese Karte stellt nicht nur die größte Radkarte des Mittelalters dar, sondern auch die mit dem umfangreichsten Zeichnungs- und Textbestand – eine wahre Enzyklopädie in Bildern mit 1.224 Bildlegenden, 500 Gebäuden, 160 Gewässern, 60 Inseln oder Gebirgen, 45 Menschen oder Fabelwesen sowie 60 Tieren oder Ungeheuern.

Die Weltkarte ist nach dem System der TO-Karten gestaltet, die die Erde als meerumflossene Scheibe darstellen, mit Jerusalem im Mittelpunkt. Die Ökumene wird von Christus gehalten, dessen Haupt nach Osten zeigt, während die Füße Westen und die Hände Norden bzw. Süden markieren. Ursprünglich als Altarbild konzipiert, wird die Ebstorfer Karte oft als eine erstaunliche Enzyklopädie der geographischen und weltgeschichtlichen Bildung betrachtet.

Die Karte wurde 1830 in der Sakristei der Klosterkirche Ebstorf entdeckt, ging jedoch 1943 im Hannoveraner Hauptstaatsarchiv durch Bombeneinwirkung verloren. Glücklicherweise werden originalgetreue Reproduktionen in Kloster Ebstorf, im Lüneburger Museum und auf der Plassenburg ob Kulmbach gezeigt, basierend auf einer historischen Faksimile-Edition auf Lichtdrucktafeln.